Aachener Zeitung - 23.08.2007
Eltern stärken, Kinder schützen
Beatrix Oprée
Herzogenrath. „Dieses Projekt ist absolut unterstützenswert“, sagt Gül Coskun-Dreßen, Leiterin der Grundschule in Bierstraß. So haben sie und ihre Kollegen auch selbst Initiative ergriffen und ihrerseits für das große Sport- und Spielfest zugunsten der Hilfsaktion „Kindermahlzeit“ kräftig die Werbetrommel gerührt. In Bierstraß haben zwar bisher alle Eltern die Essensbeiträge für den Mittagstisch der Offenen Ganztagsschule bezahlen können. Aber, gibt die Schulleiterin zu bedenken, „es ist für uns schwierig, festzustellen, ob irgendwo nicht doch Not herrscht. Bei einigen Kindern haben wir den Verdacht. Denn es kommt schon mal vor, dass Butterbrote wegkommen. Wer letztlich dahinter steckt, lässt sich natürlich nicht erfahren.“ Das große Engagement im Sinne der Kinder findet Gül Coskun-Dreßen toll, auch wenn sie bedauert, dass es in vielen anderen Bereichen nicht so gut um den ehrenamtlichen Einsatz bestellt ist. Deshalb begrüßt sie, dass „Kindermahlzeit“ mehr ist als ein Essenszuschuss. Eingebettet in die vom Land geförderte und von der Caritas betriebene Familien-Servicestelle „Moliri“ (lat. Bewegung) mit Sitz im Frauenkommunikationszentrum Bahnhof Herzogenrath geht es darum, Kinder und ihre Familien ganzheitlich zu fördern, also auch ihr geistiges und soziales Wohlbefinden. Denn nicht nur ein geringes Einkommen sei ein Indiz für die Benachteiligung eines Kindes, wie die Leiterinnen von „Moliri“, Monika Jentzen-Stellmach und Kirsten Breddermann, betonen, sondern auch ein gestörtes Familienklima, mangelnde Erziehungskompetenz der Eltern, mangelhafte Bildung oder ein fehlendes soziales Netz. Laut Untersuchung des Robert-Koch-Instituts werden Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien zudem häufiger krank. Gesundheitliche Vorbeugung gehört daher auch zum Programm. Die Leiterin der Grundschule Bierstraß weiß um diese Zusammenhänge. „Ausgewogene Ernährung und Bewegung spielen auch bei uns in der Schule eine große Rolle. Wir haben deswegen vor kurzem ebenfalls ein Spielefest veranstaltet, bei dem die Eltern für das gesunde Essen gesorgt haben.“ Auch die indirekten Wege sind für Gül Coskun-Dreßen daher wichtig in Form von Beratung der Eltern. „Wir müssen die Eltern stärken, um die Kinder zu schützen. Pädagogen haben immer einen Weg gefunden, die Situation zu verbessern“, sieht sie aber auch die gesamte Gesellschaft und die Politik in der Pflicht: „Wir sollten uns auf unser soziales Netz verlassen können.“ Am Samstag wird sich Gül Coskun-Dreßen natürlich auch einbringen, entweder beim Roda-Cross oder im Team bei der Jux--Olympiade um den AZ-Wanderpokal. Sie hofft auf viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter, denn nur dann wird ein Wettbewerb spannend. Übrigens: Kurzentschlossene können sich selbstverständlich noch am Veranstaltungstag selbst anmelden! Alle Infos unter: kindermahlzeit-herzogenrath.de