Aachener Nachrichten - 31.08.2007
Qualifizierte Betreuung für die Ganztagsschüler
Michael Giesen
Herzogenrath/Würselen. „Das war viel Holz.“ Herzogenraths Gleichstellungsbeauftragte Birgit Kuballa atmet tief durch. Soeben haben die neuen Betreuungskräfte für die Offene Ganztagsschule aus den Händen des Ersten Beigeordneten Christoph von den Driesch ihre Zertifikate erhalten. Die Frauen, die zuvor – in zwei Gruppen aufgeteilt – am Frühstückstisch in ziemlich lautstarkes Debattieren vertieft waren, sitzen nun brav und mucksmäuschenstill auf den Stühlen und freuen sich auf das Stück Papier, das schriftlich festhält, wofür sie sich ein Jahr lang abgeplagt haben. „Die meisten haben diese Fortbildung in ihrer Freizeit gemacht“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. „Sehr lobenswert!“ Sie erinnert daran, dass es für manche Teilnehmerin sicher ungewöhnlich gewesen sein mag, an den jeweiligen Projekttagen bereits morgens ab acht Uhr mit viel Theorie konfrontiert worden zu sein. Drei Stunden später sei es dann in die Praxis gegangen. „Es hat ganz großen Spaß gemacht, mit Ihnen zu arbeiten. Großes Lob an alle“, sagt Gabriele Allmann, die Geschäftsführerin des Frauenkommunikationszentrums im Herzogenrather Bahnhofsgebäude, die ebenso wie Birgit Kuballa das Projekt „K hoch 2 – Klarschiff für Kids und Karriere“ geleitet hat. Das Modellprojekt wird von der Europäischen Union, dem Land NRW sowie der Stadt Herzogenrath unterstützt.24 Frauen wurden in den vergangenen zwölf Monaten für die Nachmittagsarbeit an der Offenen Ganztagsschule weiterqualifiziert. Die eine Hälfte, um unmittelbar die Schüler und Schülerinnen zu betreuen. Die andere Hälfte, um das Zusammenspiel von Schule, Lehrer, Eltern und Jugendamt zu koordinieren. Viele der Frauen sind von Hause aus Erzieherinnen oder sind mit dem Thema auf andere Weise schon vertraut, andere sind interessierte Quereinsteiger. An 120 Unterrichtsstunden sorgten unter anderem Fachreferenten für die Fortbildung der Damen. So standen in einem Grundkurs pädagogische Kompetenzen und Arbeitstechniken auf dem Stundenplan. Praktikables zu den Themen Organisation und Kommunikation wurde ebenso gelehrt wie Entspannung, Stressbewältigung und Bewegung. Darunter fällt dann ein so aktuelles Thema wie „Umgang mit Aggression und Respektlosigkeit“.Kuballa und Allmann haben im Vorfeld die Ausgangssituation beschrieben: „In den Schulen wird zunehmend eine Auffälligkeit von Kindern festgestellt, sei es durch mangelnde Konzentration, ADS-Syndrom, Trennungs- und Scheidungsproblematik, mangelndes Sozialverhalten. Dies soll von den Betreuungskräften mitaufgefangen werden.“ Und sie formulieren weiter: „In diesem Projekt soll nun erstmalig in enger Abstimmung mit den Schulleitungen, den jeweiligen Trägern und den Betreuungsteams ein verbindliches Schulungskonzept entwickelt werden.“Mit der Verteilung der Zertifikate hat das Lernen für die 24 „Azubis“ noch kein Ende. Weitere Arbeitstreffen in diesem Jahr noch sind ins Visier genommen und terminiert. Kommentar von Birgit Kuballa: „Das so auslaufen zu lassen, wäre sehr, sehr schade.“Übrigens: Nicht nur Herzogenrather Schulen sind betroffen, auch drei Schulen aus Würselen sind mit im Boot.