Aachener Nachrichten - 27.09.2011
Schrift als Ausdruck facettenreichen Lebens
Elisa Zander
Herzogenrath. Der Überlieferung nach ist unsere heutige Schrift aus Bildern entstanden. Felsmalereien in der Steinzeit gelten als der Anbeginn einer unserer wichtigsten Mitteilungsformen. Jahrtausende lang hat sich das Schriftbild entwickelt – Monika Brenner geht nun auf künstlerische Weise einen umgekehrten Weg. Ihre Ausstellung „Die eigene Sprache – mit beiden Händen“ im Herzogenrather Frauenkommunikationszentrum zeigt Bilder aus den vergangenen zehn Jahren, die sich im weitesten Sinne mit Schrift beschäftigen – „wobei das sehr weit ausgelegt ist“, wie die Aachener Künstlerin sagt. In unterschiedlichen Stufen sind die Schriftgrade dargestellt. Es gibt Arbeiten, die wie Schrift aussehen, etwa mit Feder geschriebene Werke. Andere Arbeiten entfernen sich immer mehr von dem gängigen Schriftbild, bis nur noch Fragmente kenntlich sind. Aus Schrift werden Bilder, wird Kunst. Einen ganz persönlichen neuen Weg stellen für Monika Brenner die Arbeiten dar, die sie als Rechtshänderin mit der linken Hand gestaltet hat. „Linkshändige Arbeiten werden von der rechten Gehirnhälfte aktiviert, die als die emotionale Seite gilt. Auf diese Weise kann ich Ideen und Gedanken Raum geben, an die ich sonst nicht so ran komme“, sagt sie. „Für mich hat Kunst im Wesentlichen mit Leben und dem Ausdrücken des eigenen Ich zu tun. Mit meinen Arbeiten gebe ich den Facetten des Lebens einen künstlerischen Ausdruck.“ Es ist Körpersprache Immer öfter habe die Künstlerin festgestellt, dass man jeden Menschen an der Handschrift erkenne, „das heißt, Schrift ist Körpersprache“, schließt die Aachenerin. Die offen gestalteten Arbeiten drücken Spannung und Gelassenheit aus, viele sind mit gefundenen Erdpigmenten oder Asche gearbeitet, die Monika Brenner gezielt sucht und einsetzt. „Es ist spannend zu sehen, was daraus entsteht“, sagt sie. „Da werde ich dann neugierig und lasse mich von meiner linken Hand leiten.“ Aufgeteilt in drei Räume, präsentiert Monika Brenner in der Ausstellung einen sich stets ändernden Verlauf ihrer Kunst. So sind die Bilder im roten Salon von einer gewissen Strenge gekennzeichnet. Sie zeigen Stille, Konzentration, sind ein Synonym für leichte Abweichungen, die täglich entstehen. Technische Zeichnerin Schon immer hat Monika Brenner gerne mit dem Stift gearbeitet, hat als Beruf den der technischen Zeichnerin gewählt. Aber das Strenge, Vorgedachte war ihr nicht genug, so dass sie vor etwa 40 Jahren begann, freier zu arbeiten. „Es ist ein wunderbares freies Arbeiten“, schwärmt sie. „Bei den Arbeiten sprudelt es einfach so aus mir heraus.“ Dabei entstehen Bilder, die in unterschiedlicher Art das Medium Schrift vereinen und doch auf stets neue Weise den Betrachter herausfordern, sich mit dem Werk und dem dahinter stehenden Anliegen auseinanderzusetzen. Finissage rundet die Präsentation ab Die Ausstellung „Die eigene Sprache – mit beiden Händen“ im Frauenkommunikationszentrum „Frauenkomm“ in Roda, Bahnhofstraße 15, ist bis Sonntag, 17. November, zu sehen. An diesem Tag findet die Ausstellung in einer Finissage einen Abschluss. Monika Brenner wird ab 15 Uhr vor Ort sein. Besichtigungstermine können individuell im Frauenkomm unter ☏ 02404/979732 vereinbart werden.