Aachener Nachrichten - 29.07.2011
Jungen Eltern unter die Arme greifen
Herzogenrath. GPS – das ist die Abkürzung für „Global positioning system“ (ein globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung und Zeitmessung). Gibt man bei einem Navigationssystem eine Anschrift ein, so führt der Straßencomputer einen an die gewünschte Stelle – nach Wahl mit und ohne Autobahnnutzung, nach wirtschaftlichster oder schnellster Route. Auch das Familien-GPS (Gender Personal Service) führt auf gewisse Weise zum Ziel, das in diesem Fall aber kein Ort, sondern familienunterstützende Dienstleistungen wie Haushaltshilfen, Seniorenbegleitservice oder Gartenhilfen sein können. Förderphase ausgelaufen Familien-GPS – ein Projekt des Frauenkommunikationszentrums „Frauen-Komm. Gleis 1“ – ist eine zentrale Anlauf- und Lotsenstelle, die Familien kompetente Beratung und Unterstützung bei der Planung und Umsetzung individueller Familienkonzepte bietet. Im Jahr 2008 war das Konzept im Rahmen der Ausschreibung seitens der Robert-Bosch-Stiftung mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Unternehmen Familie – Innovationen durch familienunterstützende Dienstleistungen“ mit elf weiteren Preisträgern ausgewählt worden. Nun ist die Förderungsphase von drei Jahren abgeschlossen; eine sehr erfolgreiche Zeit, wie Marlies Diepelt, Uta Göbel-Groß und Gabriele Allmann vom Frauen-Komm finden. Ziel des Projekts ist bis heute die Vermittlung von haushaltsnahen Dienstleistungen. Dabei ist das Konzept auf drei Säulen aufgebaut: Vermittlung, Vernetzung und Beratung. Das Frauenkommunikationszentrum übernimmt all diese Bereiche, führt Vorstellungsgespräche, beratschlagt bei der Wahl des „richtigen Helfers“ und gibt darüber hinaus Unterstützung in Verwaltungsfragen. Während dieser 36 Monate ist Gabriele Allmann besonders eine Kontinuität aufgefallen: „Es gab bei den Anfragen viel Interesse an der Kombination Haushalt und Kinder- oder Seniorenbetreuung. Das ist fast ein neues Stellenprofil, das hier nachgefragt wird.“ Aktuell sind etwa 60 potenzielle Leistungsanbieter im „Pool“, darunter auch viele Ältere, die auf dem „normalen“ Arbeitsmarkt keine Chance mehr hätten, fügt Allmann hinzu. Die Dienstleistung im Haushaltsbereich ist vor allem eines: legal. Diese Tatsache, und dass durch die Anmeldung bei den Behörden die Kosten gleichbleibend wie bei einer Schwarzarbeit sind, verblüfft bei der Vorstellung auch viele der Anwesenden. Gabriele Allmann hat hierzu ein simples Rechenbeispiel aufbereitet, wonach die monatlichen Gesamtausgaben für eine Haushaltshilfe, bei einem Volumen von fünf Wochenstunden, bei rund 196 Euro liegen. Eingerechnet ist eine Subventionierung vom Staat. „Und ein Privathaushalt kann die Ausgaben sogar steuerlich geltend machen“, fügt Allmann hinzu. Sehr viel Arbeit hat das Team des Frauen-Komm in Kooperation mit der Gründerwerkstatt Aachen, der Stadt Herzogenrath und der zugehörigen Gleichstellungsstelle, dem Lokalen Bündnis für Familien und bürgerschaftlichem Engagement in das Projekt gesteckt. Vermittlungspauschale Die hohen Kosten versuchen die Initiatoren durch eine einmalige Vermittlungspauschale von 175 Euro, die vom Dienstleistungsempfänger entrichtet wird, zu decken. Doch das Verständnis hierfür fehle, bringt Marlies Diepelt zum Ausdruck. Die Sensibilisierung der Inanspruch-Nehmer müsse noch intensiver erfolgen. Es ist ein aktuelles Thema, mit dem das Team durch das Konzept „am Ball bleiben“ möchte. „Es ist ein interessanter, aber schwieriger Markt“, betont Uta Göbel-Groß und unterstreicht: „Wir werden das Projekt so weit und lange wie möglich aufrechterhalten.“ Übersicht und Kontakt zum Frauen-Komm Weitere Informationen zum Familien-GPS sind beim Frauenkommunikationszentrum „FrauenKomm Gleis 1“, Bahnhofstraße 15, in Herzogenrath oder unter ☏ 02406/979732 erhältlich. Eine Übersicht gibt es außerdem im Internet: www.familien-gps.de und www.frauenkommgleis1.de.