Aachener Nachrichten - 23.04.2011
Historische Frauen in Erinnerungen bringen
Herzogenrath. „Wer waren sie?“ Die Frage nach einer bestimmten Frau nach ihrem Tod, ihrem Leben und was sie darin erreicht hat, stellt sich nicht selten ein Autor, wenn er über besagte Person eine Biographie verfasst. Auch Jule Volmer befasst sich mit solchen Fragestellungen, wenngleich die Sprecherin für das WDR-„Zeitzeichen“ weniger ganze Biographien schreibt, sondern vielmehr Lebenswege skizziert. „Bei meiner Arbeit stoße ich immer wieder auf historische Frauen, die mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Esprit und ihrer Intelligenz in die Geschichte eingegangen sind. Viele von ihnen haben leider nicht den Bekanntheitsgrad, den sie verdient hätten, und das möchte ich ändern.“ So initiierte sie ihr Programm „Wer waren sie?“, in dem sie Frauen vorstellt, satirische Parallelen zur Jetzt-Zeit zieht und mit Chansons einen Konzeptrahmen formt. Große Resonanz Damit war sie für Birgit Kuballa, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herzogenrath, genau die richtige für das Frauenkulturfrühstück. Dieses findet im Rahmen der Veranstaltungen zum internationalen Frauentag statt – in Zusammenarbeit der Stadtbücherei, dem Frauenbündnis, der Buchhandlung Katterbach, der Gleichstellungsstelle und dem Frauenkommunikationszentrum „FrauenKomm Gleis 1“ . „Die Kombination aus Frühstück und anschließender Lesung stößt bei den Frauen auf große Resonanz“, freute sich Kuballa. „Es hat sich gezeigt, dass das Ambiente und der Rahmen viel zum Flair beitragen und somit auch einen größeren Zuspruch erzielen.“ Die Besucherinnen schätzen das Angebot auch wegen der vorgestellten Biographien. „Zum Teil, weil sie sich in den vorgestellten Frauen selbst wieder erkennen, und zum Teil, weil sie die Leistung der Frauen als Ansporn für das eigene Leben empfinden“, sagt Birgit Kuballa. Inspirierend waren die Biographien der Frauen, die Jule Volmer vorstellte, allemal. Franziska Tiburtius war die erste praktizierende deutsche Ärztin in Berlin, die ein Medizinstudium abgeschlossen hatte, und die fortan für das Frauenstudium kämpfte. Als Franziska Tiburtius am 5. Mai 1927 in Berlin starb, war Hilde Domin gerade einmal 18 Jahre alt. Die deutsche Schriftstellerin machte sich vor allem als Lyrikerin einen Namen. Aufgrund der NS-Verfolgung flüchtete sie mit ihrem Ehemann Erwin Walter Palm in die Dominikanische Republik. „Beide Frauen haben sich gegen Widerstände durchgesetzt, das ist bemerkenswert“, fasste Jule Volmer zusammen.